Die Digitalisierung hat dazu geführt, dass sich die Entscheidungsmacht vom Unternehmen hin zum Kunden verlagert. Während der Kunde zuvor noch seine Bedürfnisse an das Marktangebot anpassen musste, gilt es heute als selbstverständlich, dass der Kunde aus einer Vielzahl von Optionen die für sich passende Lösung auswählen kann. Sich einzig und allein auf die Qualität seines Endproduktes zu verlassen, reicht im digitalen Zeitalter längst nicht mehr aus. Wie kann ein Unternehmen dennoch überzeugen und Kunden erfolgreich an sich binden?
Hier setzt die Customer Experience (CX), genauer die Customer Journey, an – ein Thema, das weltweit zunehmend an Bedeutung gewinnt. Laut einer Salesforce Studie (Salesforce, Inc.: State of the Connected Customer, 5th edition (2022)) sind 88 Prozent der Kunden der Meinung, dass das vom Unternehmen gelieferte Erlebnis genauso wichtig ist wie das Endprodukt.
Die Notwendigkeit einer guten CX-Strategie wird auch durch folgenden Fakt deutlich: 50 Prozent der Kunden wechseln heute schon nach nur einer schlechten Erfahrung zur Konkurrenz und 80 Prozent nach mehr als einer. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sehen sich mittlerweile immer mehr Unternehmen gezwungen, individualisierte Erfahrungen zwischen Kunde und Unternehmen zu schaffen, um so die Kundenbegeisterung und schlussendlich -bindung zu optimieren. Predictive Analytics und Daten von Kundeninteraktionen ermöglichen es Unternehmen, genauere Vorhersagen über die Kundenzufriedenheit an verschiedenen Touchpoints zu treffen. Somit können kontinuierlich Verbesserungen hervorgerufen werden, die die Zufriedenheit des Kunden zu jeder Phase der Customer Journey erhöht.
Wie schaffen es Unternehmen aber, ihren Kunden eine außergewöhnliche Customer Experience zu bieten? Zunächst ist es essentiell, die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen der Kunden zu jedem Zeitpunkt zu kennen und erfüllen zu können. Dazu muss dem Unternehmen bekannt sein, welche Erwartungen und Bedürfnisse die Zielkunden entlang der einzelnen Customer Journey Phasen haben und in welcher Emotionslage sie sich befinden.
Planen Reisende ihren Sommerurlaub oder eine Dienstreise, reicht es beispielsweise nicht mehr aus, einen Flug von Frankfurt nach New York City anzubieten. Es wird Wert auf Pünktlichkeit und Verlässlichkeit der Airline, bequeme Sitzmöglichkeiten mit viel Beinfreiheit, Board Entertainment, vegetarische Mahlzeiten, stetige Erreichbarkeit für Informationsanfragen, Upgrade-Möglichkeiten, mobile Check-Ins und weitere Features gelegt.
Ein wichtiges Tool, um diese essentiellen Erkenntnisse zu erlangen, ist das Customer Journey Mapping, bei der aus Sicht des Kunden die einzelnen Phasen der Customer Journey durchlaufen und dokumentiert werden. Das Customer Journey Mapping läuft i.d.R. in fünf Schritten ab:
Um eine einzigartige Customer Journey zu schaffen, sollten also die Erkenntnisse, die beim Customer Journey Mapping gewonnen wurden, genutzt werden. Durch die gewonnenen Erkenntnisse kann das Unternehmen Use Cases zur Digitalisierung, Automatisierung und genereller Prozessverbesserung ableiten.
Dabei ist zu empfehlen, für alle Kundensegmente eine repräsentative Persona zu erstellen und die Customer Journey abzubilden. Wenn wir beim Beispiel der Airline bleiben, hat eine vierköpfige Familie, die ihren Urlaub in Los Angeles plant, andere Ziele und Bedürfnisse als ein Geschäftsreisender, der einen Vielfliegerstatus besitzt und seinen Flug im letzten Moment umbuchen muss, weil ein Meeting in Hong Kong kurzfristig um eine Woche verschoben wurde. Sämtliche Faktoren wie Budget, bevorzugte Kanäle, Online- oder Offline-Präferenzen und das generelle Entscheidungsverhalten können je nach Kundensegment stark variieren.
Das Customer Journey Mapping ist ein gutes Tool, die individuellen Ziele, Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Kundensegmente zu verstehen und entsprechend zu handeln. Insbesondere Unternehmen, die noch in produktorientierten Silos organisiert sind, können von einer Umstrukturierung zu kundenzentrierten Teams profitieren. Hier sollten die verschiedenen Abteilungen bei der Abbildung der Customer Journey zusammenarbeiten, um für den Kunden eine möglichst angenehme Nutzererfahrung entlang aller Touchpoints zu schaffen. So können Unternehmen dem wandelnden Kundenverhalten souverän begegnen, nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben und neue Marktpotenziale erschließen.
Sonja Wimmelbücker – Junior Consultant
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