Trotz der immer stärker anwachsenden Anzahl von Kontaktkanälen und Kunden-Touchpoints, ist das Konzept und insbesondere das Zusammenspiel mit dem Contact Center aus Kundensicht oft ausbaufähig.
Die Anzahl der Kontaktmöglichkeiten für Kunden wird auf Basis von Trends sowie suggerierten Servicebedürfnissen immer weiter ausgebaut und man offeriert Möglichkeiten den Kundenservice über Telefon, Chat, Messaging, E-Mail, Social Media oder Whitemail zu erreichen. Um der Flut der Kontakte Herr zu werden, werden als Kompensation Chatbots, Email-Analyse-Programme mit automatisierten Textbausteinen oder IVR-Systeme mit Selfservice Funktionalitäten eingesetzt, welche die Kunden im besten Fall dann zum jeweils zuständigen Agenten weiterleiten sollen, wenn eine automatisierte Beantwortung der Kundenanfrage nicht gelingen sollte.
Aber Hand aufs Herz: Wie oft passiert es immer noch, dass Sie bei diesem zuständigen telefonischen Kundenberater landen und dieser Sie, mangels Fachkenntnis oder weil er sich doch nicht zuständig fühlt, an einen anderen Mitarbeiter verweist, dem Sie den gesamten Sachverhalt noch mal erzählen müssen?
Gleiches gilt übrigens auch bei digitalen Kanälen: Wie oft waren Sie in einem eingeloggten Status auf einer Selfservice-Seite oder in der App und mussten – als Sie dort an einem Punkt nicht weiterkamen und den Kundenservice anriefen – sich dann nochmals authentifizieren, durch ein IVR Menü durcharbeiten und ihr Anliegen nach einer langen Wartezeit von Anfang an erläutern?
Vielleicht kennen Sie auch folgende Situation: Sie kontaktieren den Kundenservice über Chat oder Messenger, ein Chat-Bot grenzt mit Ihnen das Problem ein und leitet Sie zur weiteren Bearbeitung an einen Mitarbeiter weiter. Dieser hat aber keine Kenntnis von dem vorherigen Dialog oder müsste sich durch einen manchmal sehr langen Chatverlauf einlesen, was dann auch Zeit kostet und er sich deshalb diesen Aufwand spart.
Oder Sie suchen nach einem erfolglosen Versuch über den Kundenservice oder einem Self-Service den Weg über den Point of Sale und der dortige Mitarbeiter muss, obgleich Sie im System als Kunde bereits hinterlegt sind, von Anfang an nach einer Lösung für Ihren Sachverhalt suchen.
Diese Liste ließe sich noch erweitern, aber die Ursache ist meist identisch: Es existieren sehr viele „dumme“ Kunden-Touchpoints und die Kundenerfahrung wird durch eine Vermehrung von solchen Kontaktkanälen gewiss nicht besser.
Vielmehr macht es Sinn, die Anzahl der Kundentouchpoints dem realen Bedarf anzupassen, diese Touchpoints zu reduzieren und dafür mit Intelligenz auszustatten.
Beispiele:
Intelligenz in den Touchpoints allein reicht nicht
Eine Voraussetzung für die Erreichung der gewünschten Effekte ist auch eine für den Kunden, den Agenten und den Point-of-Sale sinnvolles und intuitives Frontend-System, welches die Optionen bedarfsgerecht visuell gut aufbereitet liefert und mit möglichst geringer Click-Rate (idealerweise schon durch das System vorausgefüllte Informationen bzw. im Call Center automatisch im Nachgang durch Speech-to-Text verfeinert) die Bearbeitung erleichtert, so dass der Mitarbeiter sich auf seine wesentliche Aufgabe konzentrieren kann: Als Übersetzer und Interpret von vorgegebenen Unternehmensprozessen das Kundenanliegen mit Empathie und individueller Fokussierung in Einklang zu bringen.
Wenn Sie die (künstliche) Intelligenz Ihrer Touchpoints erhöhen, ist es mindestens ebenso wichtig, hier auch entsprechende Tracking und Monitoring-Funktionalitäten zu etablieren. Ähnlich wie ein Performance Management in einem Contact Center müssen entsprechende KPIs definiert und kontinuierlich zur Optimierung weiterverfolgt werden. Entsprechende Tools liefern hier gute Unterstützung, aber ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist hierbei auch die Auswahl und Ausbildung der Mitarbeiter, die diese Aufgabe übernehmen sollen.
Gerade hier ist nämlich nicht der isolierte Kundenservice-Blick sondern die Sichtweise aus einer Customer Journey mit entsprechenden Use-Cases und strategischer Entwicklung dieser gefragt. Dazu gehören ein Verständnis für eine Omnichannel-Strategie als auch die Analysefähigkeit, Kreuzeffekte auf End-to-End Prozesse hieraus abzuleiten.
Überdenken Sie daher Ihre Kontaktstrategie im Hinblick auf Menge der Touchpoints und fokussieren Sie lieber auf wenige, dafür aber intelligente Kunden-Touchpoints. Ihre Kunden aber auch Ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken.
-Carlos Carvalho (Berater)
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