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Tipp KW 35 – 2020

Die richtige Methodenwahl bei Trainings

Einleitend möchte ich darauf hinweisen: Es existiert leider keine „goldene“ Methode für ein Training. 

Es gibt jedoch immer eine Methode, die besonders gut geeignet ist, Lerninhalte genau so zu vermitteln, dass bestimmte Ziele unter Berücksichtigung der individuellen Teilnehmergruppe erreicht werden können. Erfahrene Trainer punkten mit regelmäßigem Methodenwechsel und sorgen damit für ein abwechslungsreiches, interessantes Training. Von größerer Bedeutung ist allerdings, die richtige Methode zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.

Die Auswahl der Methode ist eine der wichtigsten Entscheidungen in der Erstellung einer Trainingseinheit, denn sie bestimmt über Effizienz, Praxisbezug und Lernerfolg. 

Im Trainingsbereich sprechen wir von Lehr- und Lernmethoden. Lehrmethoden sind gegliedert in Vermittlungs- und Erarbeitungsmethoden, mit welchen der Trainer die Abläufe und zu erzielende Ergebnisse eines Trainings direkt steuern kann. Lernmethoden gliedern sich in Gruppen- und Einzelarbeit. Hier werden die zu erzielenden Ergebnisse indirekt über die entsprechende Aufgabenstellung gesteuert.

  1. Methodenübersicht

Um sich für eine Methode entscheiden zu können, gilt es zunächst, einen Überblick über die verschiedenen Methoden sowie deren Vor- und Nachteile bzw. Schwerpunkte zu gewinnen (Auszug ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Vortrag 
  • Diskussion und Erfahrungsaustausch (Gespräch) 
  • Kleingruppenarbeiten/Partnerarbeit 
  • Einzelarbeit 
  • Rollenspiele 
  • Planspiele 
  • Reflexion
  • Coaching-Sequenzen
  • Training on the Job

Bei den Methoden Vortrag und Gespräch handelt es sich um wichtige Standard-Unterrichtsmethoden, den vermittlungsorientierten Verfahren (Lehrmethoden). 

Die Methode Vortrag vermittelt viele Informationen in kurzer Zeit, hat jedoch den Nachteil, die Teilnehmer schnell zu überfordern, die Merkfähigkeit ist eher gering. Sie wird angewandt, wenn Teilnehmer über keine oder wenig Vorkenntnisse oder Vorerfahrungen verfügen. 

Gespräche eignen sich über die reine Wissensvermittlung hinaus gut zur Aktivierung der Teilnehmer, da der Lernstoff gemeinsam im Plenum erarbeitet wird. Es ergibt sich daraus eine größere Merkfähigkeit der Teilnehmer, die wiederum die Lernausbeute steigert.

Partnerarbeit lässt sich vielfältig einsetzen. Man nutzt diese Methode zum Einstieg in ein Thema, zur eigenständigen Erarbeitung eines Themas (Lernmethode), zur Anwendung und Vertiefung des Gelernten, zum Üben des Gelernten, zum Wiederholen und Kontrollieren des Lernerfolgs.

Bei der Methode Einzelarbeit handelt es sich um eine Lernmethode aus dem Bereich der Sozialformen des Unterrichts. In der Einzelarbeit geht es um das individuelle Selbstlernen, die Teilnehmer erarbeiten den Stoff für sich allein, üben oder kontrollieren ihren Lernerfolg.

Die Partnerarbeit und die Gruppenarbeit gehören zu den „echten“ Sozialformen des Unterrichts. Beide Methoden aktivieren die Teilnehmer, unterstützen die Kommunikation, fördern ein gutes Arbeitsklima und gleichen Unterschiede im Arbeitstempo aus, erfordern jedoch eine gute Vorbereitung inklusive einer guten Arbeitsanweisung an die Teilnehmer sowie einer guten Auswertung durch den Trainer selbst. Bei diesen Methoden handelt es sich um Lernmethoden. Hier ist der Austausch von Informationen und eine gemeinsame Erarbeitung zur gewünschten Zielerreichung notwendig. 

Plan- und Rollenspiele gehören zu den Simulationsspielen und werden häufig zu Lehr- und Lernzwecke eingesetzt. Sie ermöglichen selbst gesteuertes und kreatives Arbeiten und Lernen und können ebenso zur Lernkontrolle eingesetzt werden.

Die Reflexion darf in keinem Training fehlen. Sie ist wichtig, damit Trainer und Teilnehmer ihre Erwartungen, Erfahrungen und die subjektive Zielerreichung abgleichen können.

  1. Trainingsziele und Teilnehmer

Die Wahl der Methode ist in besonderem Maße abhängig von den Trainingszielen und den Teilnehmern. Der Trainer muss die Vorkenntnisse sowie die Einstellung der Teilnehmer berücksichtigen, um einen bedürfnisorientieren Unterricht gewährleisten zu können. Andernfalls riskiert der Trainer, dass der Unterricht an den Bedürfnissen der Teilnehmer vorbeigeht und Über- oder Unterforderung erzeugt. Dazu dient ihm die Adressatenanalyse. Diese kann mit und ohne aktiver Einbeziehung der Trainingsteilnehmer erhoben werden.

Darüber hinaus gibt es Ziele, die sich nur mit ganz bestimmten Methoden erreichen lassen, und/oder sich mit bestimmten Methoden viel schneller und besser erreichen als mit anderen. Deshalb ist die Zielsetzung neben den Teilnehmervoraussetzungen das entscheidende Kriterium zur Auswahl der Methoden.

  1. Methodenauswahl

Es gibt also eine Handvoll Basismethoden für den Unterricht (Vortrag, Gespräch, die Sozial-Formen Einzelarbeit, Partnerarbeit und Gruppenarbeit sowie Simulationen, wie Rollen- und Planspiele) und es gibt eine große Anzahl von Methodenvarianten. Jede dieser Methoden hat ihre Vor- und ihre Nachteile, die der Trainer berücksichtigen muss. Es gilt, die aktuell richtige Methode für die aktuell richtige Unterrichtssituation mit Hilfe der in Punkt 1 und 2 genannten Kriterien zu finden. Natürlich favorisiert jeder Trainer bestimmte Methoden, weil er gute Erfahrungen damit gemacht hat. Er sollte jedoch flexibel in der Methodenwahl bleiben, sich stets Feedback einholen und seine Trainings regelmäßig anpassen. 

Generelle Tipps zur Erstellung eines Trainings

  • Nutzen Sie Methoden- und Medienwechsel, um das Training abwechslungsreich zu gestalten und die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
  • Wählen Sie die optimale Methode für den richtigen Zeitraum und berücksichtigen Sie dabei Ziele sowie Teilnehmergruppe.
  • Bauen Sie Wiederholungen ein und sichern Sie den Lernerfolg durch Praxistransfers und Übungen.
  • Bestimmen Sie klar strukturierte Trainingsziele und überprüfen Sie deren Erreichung am Ende der Lerneinheiten.
  • Die Wertschätzung der Teilnehmer fängt mit der optimalen Vorbereitung an.

Ralf Dinter –  Senior Berater

 junokai

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