Im Callcenter ist die Fluktuation ein viel beachtetes KPI. Die Fluktuation zieht sich jedoch durch alle Positionen und so kann sich auch die Führungskraft durch die übliche Fluktuation ändern. Unabhängig davon kann die Phase, indem sich ein Unternehmen befindet, einen Führungswechsel erforderlich machen. Die Entwicklung eines Unternehmens in der Gründungsphase macht unter Umständen eine andere Art an Führungskräften erforderlich, als eine sich anschließende Wachstums- oder Reifephase.
Ändert sich die Leitung eines Teams, einer Abteilung oder der Geschäftsführung, entsteht dabei meistens eine neue Dynamik unter den Mitarbeitern. Die Belegschaft stellt sich die Frage, wie es nun weitergeht und in den wenigsten Fällen geht es dabei einfach weiter wie bisher. Der Führungswechsel ist dabei häufig mit Unsicherheiten und Ängsten verbunden, schließlich geht es um den Arbeitsplatz, der für viele einen wichtigen Lebensmittelpunkt darstellt.
Einem Führungswechsel stehen die Mitarbeiter daher oft mit Misstrauen gegenüber und er stellt unter Umständen eine Unterbrechung liebgewonnener Gewohnheiten dar. Unter der bisherigen Führungskraft weiß man, worauf man achten muss, welche Erwartungen und Prioritäten bestehen und wie man am besten miteinander umgeht. Bei einem Führungswechsel kommt eine Unbekannte ins Spiel.
Um sich den damit verbunden Herausforderungen zu stellen, ist es sinnvoll, zu prüfen, warum es zum Führungswechsel kam. Der Wechsel kann vielfache Gründe haben, wie z.B.
Die unterschiedlichen Ausgangspositionen haben einen Einfluss auf die Stimmung im Team und auf die Erwartungen an den neuen Chef. Wenn jemand in den Ruhestand geht, ist das in der Regel schon vorher bekannt und die Mitarbeiter können sich auf die Veränderung einstellen. Anders verhält es sich bei einem unerwarteten Führungswechsel. Der neue Chef kommt dann oft als Reorganisator, der die Dinge umkrempeln soll. Damit drohen drastischere Maßnahmen und Veränderungen.
An dieser Stelle kann es sinnvoll sein, vorübergehend einen Interimsmanager einzusetzen, der einem neuen Vorgesetzten den Weg ebnet oder das Unternehmen überhaupt erst dabei unterstützt, einen geeigneten Kandidaten zu finden.
Mit dem neuen Chef weht dann meist der sprichwörtliche „neue Wind“ ins Unternehmen. Alte Seilschaften und Bewertungen von Leistungen in der Vergangenheit gelten nicht mehr oder können sogar zu einem Problem werden. Wer als besonders loyal zu seinem bisherigen Chef galt, könnte befürchten nun in Sippenhaft genommen zu werden und ebenfalls auf einer Abschussliste zu landen.
Außerdem müssen die Mitarbeiter sich mit neuen Methoden und einem anderen Führungsstil arrangieren. Prozesse werden neu organisiert, Teams werden anders zusammengestellt. Um hierbei nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, kann sich ebenfalls externe Unterstützung anbieten, die den Vorgang professionell begleitet.
Nicht zuletzt hat auch die Persönlichkeit des neuen Chefs Einfluss auf die Stimmung unter den Mitarbeitern und deren Leistung. Ist er an einer guten Arbeitsbeziehung interessiert und schätzt er die Leistung der Mitarbeiter? Wie kommuniziert er, wenn er Kritik äußert oder Informationen weitergibt? Nimmt er sich die Zeit, seine Mitarbeiter persönlich kennen zu lernen? usw.
Ein neuer Vorgesetzter wird, wenn er transparent kommuniziert, in seiner Antrittsrede oder in späteren Gesprächen sagen, welche Erwartungen er an die Position und an die Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern hat.
Die Mitarbeiter möchten, dass ihr neuer Chef einen guten ersten Eindruck von ihnen bekommt. Das bedeutet, dass sie positiv auffallen wollen, vor allem beim ersten Gespräch. Das erste Gespräch stellt sich dabei oftmals wie ein kleines Vorstellungsgespräch dar, auf das sich die Mitarbeiter entsprechend vorbereiten. Der neue Vorgesetzte hat so die Gelegenheit, etwas über die Person und seine Aufgaben im Unternehmen zu erfahren.
Neuer Chef, neues Glück? Das kann durchaus der Fall sein. Vielleicht gefiel dem einen oder anderen Mitarbeiter der Führungsstil des früheren Chefs nicht. Oder es werden neue Prioritäten gesetzt oder neue Verantwortungsbereiche eröffnet, die es Mitarbeitern erlauben, sich zu beweisen und sich als Leistungsträger zu präsentieren und so dem Unternehmen zusätzlichen Schwung zu geben. Es ist also auch eine Gelegenheit, Ideen mit dem neuen Chef zu besprechen, die bisher noch keine Beachtung gefunden haben. Gerade in einer solchen Anfangsphase sind Innovationen möglich.
Ein Wechsel in der Führung muss aber natürlich nicht immer nur positiv sein. Manchmal klappt es einfach nicht mit dem neuen Chef. In diesem Fall strecken Mitarbeiter schnell die Fühler nach etwas Neuem aus. Sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus auf eine neue Stelle zu bewerben, erscheint besser, als zu warten bis man gekündigt wird. Gerade in einer solchen Situation lohnt es sich wieder, die Fluktuation im Blick zu behalten, um schnell auf eine solche Entwicklung reagieren zu können.
Felix Prömel – Principal
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