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Tipp KW 35 – 2018

Ursachen für Fluktuation gibt es viele, aber nicht alle lassen sich beeinflussen.

Keinen Einfluss hat man auf Ursachen, die im Mitarbeiter begründet liegen, in den berufsspezifischen-, allgemein wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in dem das Unternehmen agiert usw.

Auf andere Ursachen, die die Fluktuation erhöhen, kann ein Unternehmen direkt Einfluss nehmen. In der Personalauswahl und bei einer Teamzusammenstellung kann ein Unternehmen darauf achten, dass passende Charaktere ins Unternehmen kommen und zusammenarbeiten. Dadurch kann das Betriebsklima erhöht werden, was wiederum die Fluktuationsrate senkt. Auch flexible Arbeitszeitmodelle erhöhen die Mitarbeiterbindung und können die Fluktuationsrate senken. Ebenso kann sich internes Personalmarketing auf die Mitarbeiterbindung auswirken: Wahrgenommene Aufstiegs- und Karrierechancen sind ein Faktor, der die Fluktuationsrate beeinflusst. Wenn ein Mitarbeiter keine Perspektive für sich in einem Unternehmen sieht, wird er es eher verlassen, als wenn er Karrierechancen sieht. Kosten bei einer Kündigung sind auch ein Faktor der die Fluktuation beeinflusst, beispielsweise gezahlte Abfindung.

Auch stehen gute Leistungen des Mitarbeiters im Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit, dass der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Hier lässt sich aber nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang herstellen. Wahrscheinlich ist zwar, dass gute Mitarbeiter, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen und mit ihrer Arbeit zufrieden sind, bessere Leistungen bringen, aber aus demselben Grund eher von anderen Unternehmen umworben werden. Der Zusammenhang zwischen guter Leistung und Fluktuation würde demnach nicht durch die Arbeitszufriedenheit hergestellt.

Warum ist es wichtig, die Fluktuation möglichst gering zu halten?

Zum einen wegen der Kosten der Fluktuation.

Hier sind zu nennen, die Kosten vor der Kündigung: Der Mitarbeiter, der gehen möchte, arbeitet langsamer, stößt keine Neuerungen mehr an. Außerdem sind solche Leute im Durchschnitt öfter krank. Weiterhin nicht zu vernachlässigen sind die Kosten, die sofort durch den Weggang entstehen, wie z.B. Kosten für einen eventuellen Rechtstreit mit dem Mitarbeiter. Kosten durch die unbesetzte Stelle – Arbeit wird später erledigt, Chancen können nicht genutzt werden, im schlimmsten Fall bleibt etwas wichtiges längere Zeit liegen auf das andere Mitarbeiter bei ihrer Arbeit angewiesen sind. Rekrutierungskosten – Hier sind alle Kosten enthalten, die durch die Auswahl eines neuen Mitarbeiters entstehen. Von der Stellenanzeige über die Testverfahren bis zu den Vorstellungsgesprächen. Je nachdem, welchen Rekrutierungsprozess ein Unternehmen wählt, kann dieses Verfahren sehr kostspielig werden. Und natürlich die Schulungs- und Einarbeitungskosten – der neue Mitarbeiter muss geschult und angewiesen werden. Das kostet einen anderen Mitarbeiter Zeit. Außerdem braucht der neue Mitarbeiter Zeit, um sich auf seiner neuen Stelle gut zurechtzufinden. Lernkurven verursachen Produktivitätseinbußen.

Zum zweiten, wegen der aktuellen Arbeitsmarktlage.

In Zeiten von Mindestlohn und niedrigen Arbeitslosenquoten gibt es immer mehr Unternehmen, die ähnliche oder höhere Gehälter zahlen, als üblicherweise im Kundenservice. Die meisten Menschen sind nicht mehr auf diesen Job angewiesen und haben die Wahl. Viele Menschen sind nicht mehr gewillt, weite Strecken zur Arbeit zu pendeln.

Was können Sie als Verantwortlicher also tun, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und zu loyalen, guten Mitarbeitern zu entwickeln. Aus unserer Sicht gibt es hier zwei große Bereiche, in denen Sie tätig werden können:

Der Bereich der arbeitsvertraglichen Regelungen. Hierzu gehören zum einen natürlich Themen wie Gehalt, zusätzliche Leistungen des Unternehmens, erreichbare Bonusziele usw. Geld ist ein Hygienefaktor, sagt man, nicht zuletzt drückt er aber auch Wertschätzung aus. Eine Bezahlung auf Mindestlohnniveau wird vermutlich nicht als hohe Wertschätzung wahrgenommen.

Überlegen Sie doch einmal, in wieweit Sie sich von anderen Unternehmen abheben, zahlen Sie den Bonus an Ihre Mitarbeiter als Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus. Jobtickets sind nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil die Mitarbeiter günstiger zur Arbeit kommen. Könnte für die Kandidaten, die Sie suchen, eventuell auch eine Firmenkreditkarte ein Anreiz sein, auf die, unter bestimmten Voraussetzungen, von Ihnen monatlich ein steuerfreier Betrag eingezahlt wird? Anders gesagt, heben Sie sich von der Masse ab, seien Sie anders als andere.

Der zweite Bereich ist der Umgang der Vorgesetzten mit den Mitarbeitern. Hier ist es notwendig, gut ausgebildete Führungskräfte, besonders Team- und Projektleiter, zu haben. Wertschätzen Sie Ihre Mitarbeiter, fordern und fördern Sie sie. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie auf jeden Wunsch und jede Forderung eingehen müssen. Seien Sie aber immer transparent und fair, stehen Sie zu Ihrem Wort.

Wenn Sie nun eine Arbeitsatmosphäre geschaffen haben, in dem Sie passende Mitarbeiter zusammengeführt haben, sich positiv von der Masse abheben, den Mitarbeitern Aufstiegschancen geben, die Mitarbeiter gut geführt werden, sich also wohl bei Ihnen fühlen, warum sollten Sie sich dann nach einem anderen Arbeitgeber umsehen.

– Mirko Hüsken (Berater)
junokai

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