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Tipp KW 33 – 2017

„New Work“, „Arbeiten 4.0“ – für den Gedanken, mit der Digitalisierung der Arbeitswelt eine neue Arbeitskultur zu schaffen gibt es mittlerweile viele Namen, unzählige Publikationen und Diskussionsrunden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales BMAS leistet sich eine Initiative zu dem Thema, hat ein Weißbuch erarbeitet und bietet zusätzlich Förderungsmöglichkeiten für Beratungsleistungen, die für kleine und mittelständische Unternehmen im Wandel Unterstützung bieten sollen.

Warum das alles?

Die Arbeitsmarktprognose 2030 (siehe Weißbuch Arbeiten 4.0 des BMAS) zeigt starke Beschäftigungszuwächse mit wachsender Digitalisierung in „Sonstige Unternehmensdienste“ und „IT-Dienste“. Die abgeleitete Erkenntnis: „Die Digitalisierung wird die Fachkräfteengpässe nicht beseitigen, sondern eher verschärfen. Die neue Beschäftigung wird überwiegend in Bereichen entstehen, in denen bereits jetzt Engpässe herrschen.“

Das allein schon sind gute Gründe für ein Unternehmen im Kundenservice, sich ernsthaft mit der Neugestaltung der Arbeitskultur zu befassen. In Zukunft sind die Unternehmen mehr denn je gefordert, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Mehr als 75% der Unternehmen beschäftigen sich demnach bereits mit dem Wandel, in Personalabteilungen und in den Geschäftsführungen ist das Thema also in allermunde.

Fragt man die Mitarbeiter, sieht man in fragende Gesichter oder erlebt wenig Akzeptanz. Dabei ist der Gedanke von New Work hauptsächlich, den Veränderungen in der Arbeitswelt mit einer neuen Arbeitskultur zu begegnen, also ganz im Sinne der Mitarbeiter.

Die häufigsten Maßnahmen unter dem Motto digitalisierte Arbeitswelt beschäftigen sich Studien zufolge tatsächlich mit Home-Office Lösungen, neuen Technologien und flexiblen Bürokonzepten – teure Investitionen für Unternehmen. Dem gegenüber stehen deutlich seltener veränderte Führungskonzepte und Initiativen zum Kulturwandel – also der Wandel bei den Beteiligten selbst.

  • Mit welchem Zeit- und Kostenaufwand haben Sie die Implementierung einer digitalen Kommunikationsplattform umgesetzt und sehen nach der ersten Euphorie nun geringe Nutzungsquoten?
  • Hat ihr Unternehmen auslaufende Mietverträge zum Anlass genommen, in moderne und offene Büroflächen zu investieren und trotzdem murren die Mitarbeiter, die ihre Bedürfnisse darin nicht wiederfinden?

Wie erreichen Sie es, dass Ihre Ideen von New Work bei Ihren Mitarbeitern als Mehrwert für die eigene Arbeitswelt verstanden wird?

Im Weißbuch Arbeiten 4.0 des BMAS wurden Leitbilder guter Arbeit identifiziert und eine Internetplattform zum Dialog und Erfahrungsaustausch von Unternehmen anhand praktischer Beispiele zu Verfügung gestellt. Die Leitbilder bieten Anhaltspunkte für Handlungsfelder und bilden die Bedürfnisse sowohl der Mitarbeiter als auch der Unternehmen ab.

  • Einkommen und Soziale Sicherheit
  • Integration in Gute Arbeit
  • Vielfalt als neue Normalität: Lebensphasenorientierung statt starrer Arbeitsmodelle
  • Qualität der Arbeit erhalten
  • Mitbestimmung, Partizipation und Unternehmenskultur zusammendenken

www.experimentierräume.de

http://www.unternehmens-wert-mensch.de/das-programm/uebersicht/

Auf dem Weg zur Neugestaltung bleibt die wichtigste Aufgabe, eine tatsächliche Kultur der Veränderung auf allen Ebenen zu schaffen.

Konzepte die aus den Teams heraus entwickelt und im Team entschieden werden – Buttom-up statt Buttom-down. Teams und Filialstrukturen die ohne Führungskraft arbeiten – Holokratie statt Hierarchie. Es ist nicht verwunderlich, dass die Trends auch hier in den USA entstehen und Start-ups die Vorreiter sind.

„Big Teaming“ ist eine Form dynamischer Teamarbeit und kann die Antwort für mehr Akzeptanz in einem Prozess der Neugestaltung sein. Die Kernpunkte sind:

  1. ein anpassungsfähiges Zielbild
  2. unbedingte Kreativität und Fehlerkultur
  3. uneingeschränkter Erfahrungsaustausch
  4. gemeinsames Lernen durch Ausprobieren

Mit dieser Methode der Organisationsentwicklung lassen sich auch Konzepte für eine neue Arbeitswelt umsetzen. Das Fördern einer dynamischen Teamarbeit mit sich verändernder Zusammensetzung aus unterschiedlichen Funktionseinheiten, Standorten und Ebenen soll bewusst festgefahrene Strukturen überwinden.

Der Grundgedanke ist, eine Lernkultur im Team zu schaffen, die durch Akzeptanz und Toleranz gefördert wird und Gestaltungsspielräume zulässt. Dabei ist wichtig, mit Fehlern umzugehen, von einem Spektrum an Erfahrungen und einem engen persönlichen Austausch zu profitieren. Vor allem zwischenmenschlichen Herausforderungen wird durch kollektives Lernen im Projektteam begegnet. Die Bereitschaft für Veränderung und Innovation wird durch interdisziplinäres Arbeiten gestärkt.

Am Ende entwickelt sich ein Zielbild, dass durch Erfahrungen, Fehlerkorrektur und Kreativität in einem gestärkten sozialen Umfeld gewachsen ist. So kann eine neue Arbeitskultur verstanden und tatsächlich gelebt werden.

Es lohnt sich, genauso innovativ im Veränderungsprozess zu sein, wie es die Digitalisierung von der Arbeitswelt fordert, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

https://hbr.org/webinar/2016/09/teams-that-build-the-future

– Ricarda Sulz (Beraterin)
junokai

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